top of page

Inneres Team: Finde deine innere Balance für bessere Gespräche

  • Sandra
  • 5. Okt. 2024
  • 4 Min. Lesezeit
Ein Portrait einer Frau, die nach unten auf einen Tisch schaut, ihre Hände vor den Mund als Faust geballt.
Bild: Engin Aykurt | pixabay.com

Kennst du das Gefühl, in einer Situation innerlich hin- und hergerissen zu sein? Vielleicht hast du dich mal gefragt, ob du etwas sagen sollst oder lieber doch nicht. In deinem Kopf tobt ein regelrechtes Gespräch zwischen widersprüchlichen Gedanken. Friedemann Schulz von Thun nennt dieses Phänomen "das innere Team".


In diesem Blogbeitrag erkläre ich dir, was es mit dem Inneren Team auf sich hat, wie es deine Kommunikation beeinflusst und wie du lernen kannst, es zu moderieren, um klarer und erfolgreicher zu kommunizieren.


Was ist das innere Team?

Das innere Team beschreibt die vielen inneren Stimmen, die du in dir trägst und die in verschiedenen Situationen "mitreden". Diese Stimmen repräsentieren unterschiedliche Gefühle, Gedanken oder Perspektiven. Das können Stimmen der Vernunft, aber auch spontane oder emotionale Reaktionen sein. In einem bestimmten Moment melden sie sich - und das oft widersprüchlich.


Schulz von Thun erklärt, dass wir nicht nur eine einzige Persönlichkeit haben, sondern ein inneres Kollektiv, das sich zu Wort meldet. Das Interessante dabei: Diese inneren Stimmen beeinflussen, was und wir du mit anderen kommunizierst. Manchmal entsteht dadurch Verwirrung, Missverständnisse oder auch Unsicherheit in der Kommunikation.

Frau in Businesskleidung schaut nachdenklich, schwarz weiß
Bild: RemiKs | pixabay.com

Beispiel 1 - Die Gehaltsverhandlung

Stell dir vor, du bist in einer Gesichtsverhandlung. Du bist gut vorbereitet und weißt, dass du eine Gehaltserhöhung möchtest. Doch in dir melden sich verschiedene Stimmen:

  • Die Selbstbewusste ruft: "Du hast das verdient, geh da rein und fordere das!"

  • Die Zweiflerin flüstert: "Aber was, wenn sie nein sagen? Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt."

  • Der Vermittler versucht zu schlichten: "Sprich es vorsichtig an, nicht zu fordernd, aber deutlich genug!"

Jetzt wird es spannend: Welche Stimme lässt du sprechen? Und welche unterdrückst du vielleicht? Je nachdem, welcher dieser "inneren Berater" du mehr Gewicht gibst, wird die Kommunikation unterschiedlich verlaufen. Die Kunst liegt darin, diese Stimmen zu erkennen und sie zu moderieren, so dass sie sich gegenseitig ergänzen, statt in Konflikt zu geraten.


Ehebett, der Mann versteckt sich unter einer weißen Bettdecke, die Frau sitzt im Bett aufrecht daneben und hat wütend die Arme verschränkt
Bild: Sasin Tipchai | pixabay.com

Beispiel 2 - Streit mit dem Partner

Angenommen, du hast einen Konflikt mit deinem Partner. Eine Situation ist eskaliert und du überlegst, wie du darauf reagieren sollst. In dir ringen verschiedene innere Stimmen miteinander:

  • Der Verletzte sagt: "Wie kann er/sie nur so etwas sagen? Ich bin total verletzt!"

  • Der Rational-Denkende argumentiert: "Beruhige dich. Vielleicht hat er/sie es nicht so gemeint."

  • Der Stolze drängt: "Du musst jetzt zeigen, dass du so etwas nicht tolerierst!"

Auch hier steht die Frage im Raum: Wer bekommt den Vortritt? Wenn du nur aus der Verletzung heraus reagierst, wird die Kommunikation möglicherweise destruktiv. Wenn du aber deinem Rational-Denker Raum gibst und die Verletzung ausdrückst, ohne in die Offensive zu gehen, kann die Kommunikation klärend wirken.


Wie beeinflusst das Innere Team deine Kommunikation?

Wenn du sprichst, sprechen immer verschiedene Anteile in dir mit - ob du willst oder nicht. Diese "Teammitglieder" sind deine inneren Überzeugungen, Erfahrungen und Gefühlslagen, die alle gleichzeitig ihre Meinung haben. Das Problem ist, dass nicht immer klar ist, wer im Team gerade das Sagen hat. Wenn du dich nicht mit deinem inneren Team auseinandersetzt, kann es sein, dass die lauten und vielleicht irrationalen Stimmen dominieren - und du dich hinterher fragst, warum das Gespräch nicht so gelaufen ist, wie du es wolltest.


Beispiel 3 - Im Meeting

Du sitzt in einem Meeting, und ein Kollege äußert einen Vorschlag, den du für wenig sinnvoll hältst. Innerlich spürst du ein Ringen:

  • Die Kritische meldet sich sofort: "Das ist totaler Quatsch, ich muss das klarstellen!"

  • Der Höfliche sagt: "Vielleicht sollte ich lieber nichts sagen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen."

  • Der Pragmatische überlegt: "Ich könnte es sachlich ansprechen und Vorschläge zur Verbesserung machen."

Die Frage ist: Wie schaffst du es, eine gute Balance zu finden? Wenn die Kritische gewinnt, besteht die Gefahr, dass du dein Anliegen unsensibel kommunizierst. Wenn die Höfliche dominiert, verlierst du vielleicht die Chance, deine Sichtweise zu teilen.

4 Fäuse sind zu sehen, die für den Ausdrucks des Zusammenhalts zusammentreffen, im Hintergrund ist eine Büroathmosphäre wahrnehmbar
Bild: StockSnap | pixabay.com

Wie kannst du dein Inneres Team moderieren?

Der Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation liegt darin, dein Inneres Team zu moderieren, anstatt es sich selbst zu überlassen. Hier sind ein paar Schritte, die dir helfen können, die verschiedenen Stimmen besser zu integrieren:

  1. Erkenne die Stimmen: Höre in dich hinein. Welche inneren Stimmen melden sich in bestimmten Situationen? Gib ihnen Namen, um sie klarer voneinander zu trennen.

  2. Verstehe ihre Anliegen: Jede Stimme hat einen Grund, warum sie sich meldet. Die Zweiflerin will dich vielleicht vor Enttäuschung bewahren, der Stolze will dich schützen. Verstehe welche Absicht hinter jeder Stimme steht.

  3. Moderation statt Unterdrückung: Unterdrücke keine Stimmen, sondern lasse sie zu Wort kommen - aber gib keiner das alleinige Kommando. Stelle dir vor, du bist der Moderator deines Inneren Teams. Wie kannst du die verschiedenen Perspektiven so einbinden, dass sie sich ergänzen?

  4. Reflektiere deine Kommunikation: Beobachte, wie dein Inneres Team deine Kommunikation beeinflusst. Gab es Situationen, in denen eine Stimme zu dominant war? Wie könntest du beim nächsten Mal anders moderieren?


Wenn du Angst hast, dass bestimmte Stimmen ungehört bleiben, sie aber in der Situation unangebracht erscheinen, rede "über sie". "Würde ich jetzt auf meine innere Stimme hören, müsste ich dich wütend fragen, warum du das tust. Ich möchte es nun mal wissen!"


Beispiel 4 - Einladung zu einer Party

Du wirst auf eine Party eingeladen, hast aber eigentlich keine Lust hinzugehen. In dir toben verschiedene Stimmen:

  • Die Freizeit-Genießerin denkt: "Endlich ein freier Abend, ich will einfach entspannen!"

  • Die Pflichtbewusste erinnert dich: "Du hast schon lange nicht mehr Zeit mit diesen Freunden verbracht, das wäre unhöflich."

  • Die Neugierige sagt: "Vielleicht wird es ja doch ganz lustig und ich lerne neue Leute kennen."

In dieser Situation könntest du moderieren, indem du einen Mittelweg findest: Vielleicht gehst du kurz auf die Party, um den Kontakt zu pflegen, gönnst dir aber danach Zeit für dich selbst.


Fazit: Werde zum Moderator deines Inneren Teams

Dein Inneres Team ist ein mächtiges Werkzeug für eine bessere Selbstwahrnehmung und klarere Kommunikation. Anstatt deine inneren Stimmen willkürlich entscheiden zu lassen, wer das Sagen hat, kannst du lernen, sie zu moderieren. So schaffst du Raum für einen ausgeglichenen Dialog - sowohl in dir selbst als auch mit deinen Mitmenschen.


Nimm dir Zeit, dein Inneres Team kennenzulernen. Jede Stimme hat eine Bedeutung und jede hat ihren Platz. Mit etwas Übung wirst du merken, dass du souveräner und klarer kommunizierst - sowohl im Job als auch im Privatleben.


Quelle:

Miteinander Reden: 3 von Friedemann Schulz von Thun


Comments


bottom of page